10000 Zander für den Irrsee. Besetzt wurde eine Uferlänge von ca. 8000 m. Dieser Besatz übertrifft sämtliche bisherigen Besatzaktionen am Irrsee. Wir wollen damit den aufkommenden sehr guten Zanderbestand durch zweisömmrige Besatzfische noch mehr fördern.
Denn wie folgende alte Aufzeichnung beweist, gab es den Zander auch früher in großer Zahl am Irrsee.
Im Sommer wurden beim Niederhofer Saiblinge gefischt, das war stets eine gewaltige Attraktion für die Dorfbewohner.
Die jungen Männer des Dorfes wurden dazu eingeladen, die Zillen zu rudern und damit riesige Netze durch den See zu ziehen. Die Netze sind über Laufrolle ins und aus dem Wasser gezogen worden. Hinter dem Zugnetz fuhren Männer mit einem Boot her um die Zander, die sich über diese Zugnetze sehr erregt hatten diesem aber gerade noch entkommen und an die Wasseroberfläche gekommen waren, mit dem Käscher zu schöpfen.
Soweit die original überlieferten Erzählungen des “ Gaderer Lois „
Und das sich dieser Raubfisch im Irrsee auch in der heutigen Zeit sichtlich wohlfühlt, beweisen die zahlreichen Zandernester die im Frühjahr 2016 an vielen Stellen im Uferbereich gesichtet wurden. Auch die bisherigen Fangmeldungen bestärken uns in dieser Sache. Es ist ja nicht selbstverständlich einen Besatz in einer derartigen Größenordnung, was sowohl die Menge als auch den finanziellen Aufwand betrifft, in den Irrsee einzubringen. Die Zander stammen aus der Fischzucht Waldschach und werden dort in vollkommen eigener Produktion je nach Bedarf der Besatzgröße mit geeigneten Futterfischen vorgestreckt. Das heißt vom Ei und geschlüpften Fisch und bis hin zum Besatzfisch kommt alles aus einem Betrieb. Die Besatzaktion wurde am 27. Oktober durchgeführt. Die Jungzander in der Größe von 15 – 35 cm wurden in der Fischzucht Waldschach mit Lebendfutter (Blaubandbärblinge) aufgezogen und waren in bester Kondition. Um diesen Besatz aber richtig durchzuführen, sollten wir einiges über die Biologie des Zanders wissen. Der Zander ist ein Räuber der im Jugendstadium gerne am Grund und in Rudeln auf die Jagd geht. Auf Grund seines Jagdverhalten braucht er ruhige nahrungsreiche Gewässer. Über harten Untergrund, idealerweise durchsetzt mit feinen Wurzeln, laicht der Zander ab. Eine künstliche Ablaichung und Erbrütung wie bei den Salmoniden und Coregonen ist beim Zander am Irrsee leider nicht möglich. In einer Gewässertiefe bis zu 4 m legt er seine Laichgrube an. Das Männchen bleibt am Nest und schützt das Gelege vor Verschlammung und vor Laichräubern. Die frisch geschlüpften Zanderlarven, nur einige Millimeter groß, beginnen, nachdem der Dottersack aufgebraucht ist, sofort zu fressen. Zunächst benötigen sie Copepodenlarven (Nauplien) bis 0,12 mm Länge. Sind Nauplien oder andere Nährtiere dieser Größenordnung nicht vorhanden, verhungern die winzigen Fischlarven innerhalb kürzester Zeit. Für den Zandernachwuchs ist es daher ungemein wichtig zur richtigen Zeit genügend Planktonkrebse in der passenden Größe vorzufinden. Von Tag zu Tag stellt er sich auf größeres Plankton ein und nach 4 Wochen beginnt er mit der Jagd auf Barsch oder Weißfischbrut. Genau diese heikle Phase wollen wir mit unserem Besatz überbrücken. Die frisch gesetzten und schon vollentwickelten Zander ernähren sich nur noch von Fischen. Und das dürfte am Irrsee mit seinem sehr guten Fischbestand kein Problem sein. Gerade Barsch und Kaulbarsch, als Bewohner der Bodenregion, zählen zu seiner Lieblingsbeute. Dieser Besatz soll daher als Nebeneffekt auch die augenscheinliche Verbuttung der Barschbestände verhindern. Barschbrut ist ja im Irrsee in unglaublichen Mengen vorhanden. Die harten Flossenstrahlen dieser Beutefische stören den Zander nicht im Geringsten. Raubt der Zander jedoch in seichtere Regionen nimmt er alle schlanken Fischarten die seiner eher kleinen Maulspalte entsprechen. Mit diesem Wissen über die Lebensweise des Zanders werden nun die Stellen für den Besatz festgelegt. Ein paar Tage vorher wurde die Uferregion des Irrsees nach passenden Stellen abgesucht. Denn Zanderbesatz heißt, genaues punktuelles setzen. Bei 10000 Stück kann man sich unschwer vorstellen, wie hoch der zeitliche Aufwand für das Besatzteam war. Durchgeführt wurde der wertvolle Zanderbesatz vom neuen Konsortiumsboot. Jetzt kam der Vorteil des neuen Bootes zur Geltung. Die Zander konnten wesentlich schneller und dadurch natürlich schonender im See verteilt werden. Man kann mehr zuladen und hat auch die entsprechende Sicherheit für die Helfer beim Besatz. Besetzt wurden die Zander in größeren Trupps an den vorher festgelegten Stellen.
Per Eimer oder mit einem gummierten Schonkescher wurden die Zander inmitten der Futterfischschwärme gesetzt. Sie zeigten auch sofort ihr typisches Verhaltensmuster und suchten geeignete Deckung am Gewässergrund. Da auch bei der Konsortialhütte Zander gesetzt wurden, konnten wir einige Wochen das Verhalten und Aufkommen der Jungzander sehr gut beobachten und auch filmen. Die Zander in der Bootshütte sind ja wie ein Spiegelbild des Besatzes im Irrsee. Wir konnten die Qualität der Fische noch wochenlang beobachten. Und auch mundgerechte Futterfische gibt es hier in großen Mengen. Es konnten auch nur einige wenige verpilzte Zander gesichtet werden. Ein weiteres Zeichen für die gute Qualität der Besatzzander. Die Zander haben daher beste Vorraussetzungen im Irrsee gut abzuwachsen. Und die Tatsache das sich die Zander bis Ende Dezember in der Hütte aufhielten, ist ja ein deutliches Indiz für den Wohlfühlfaktor Irrsee. Die Zander bekommen durch diese umsichtige Besatzstrategie einen sehr guten Start im Irrsee. Eine erfolgreiche Zanderfischerei in den nächsten Jahren sollte der Lohn dieser Arbeit sein. Zum Abschluß dieses Berichtes möchten wir uns noch mit einer Bitte an unsere Lizenznehmer richten. Respektiert, nicht nur in den Schutzzonen, die Laichplätze der Zander. Geht mit den Zandern sehr sorgsam um und schont die noch jungen Raubfische durch Verwendung von größeren Ködern. Ebenso sollte die Unart einen kapitalen Zander zu fotografieren und dann zurückzusetzen der Vergangenheit angehören. Zander sind diesbezüglich sehr empfindlich und gehen oft ein paar Tage später ein. Natürlich gibt es Profis die das zurücksetzen perfekt beherrschen, aber das sind die wenigsten. Im vorigen Jahr fanden wir zwei tote metrige Zander am Irrsee treibend. Wunderbar abgewachsen und keinerlei Verletzung. Ein trauriger und unnötiger Anblick. Das letzte Bild unserer Fotoserie soll aber nicht schocken, sondern zeigen welche Auswirkung unprofessionelles Zurücksetzen haben kann. Als kleiner Tipp für das zurücksetzen. Je tiefer der Zander gefangen wird, desto mehr schwinden die Überlebenschancen dieser empfindlichen Fische. Ab einer Tiefe von 5 Meter wird es problematisch. Dieser Tipp stammt von Andy Gutscher, bestens bekannt als Angelcampbesitzer und Guide am Po. Dieser Angelprofi hat schon hunderte Zander gefangen und weis sehr wohl von was er spricht.
Wir bedanken uns bei allen die mitgeholfen haben die Zander standortgerecht im See zu verteilen. Zusätzlich gibt es ein Video auf unserer Homepage über diese Besatzaktion.
Rudolf Mikstetter