Die Renaturierung der AGER – Ein Rückblick. Vielen Dank an Roman Moser für seinen Beitrag zum aktiven Gewässerschutz.
Fotos: Rudolf Mikstetter
Die Renaturierung der AGER
Ab dem Jahr 2004 wurden Strukturverbesserungsmaßnahmen an der Ager durchgeführt, mit dem Ziel die Fließgeschwindigkeit partiell zu brechen und neue Retentionsräume (Wohnungen) für unsere Wasserfaune zu schaffen.
Projekt Spitzgerade:
Dieses linear gerade Teilstück der Ager, unter unseren Lizenznehmern als “ Spitzgerade “ bekannt, wurde im Jahre 2007/08 als das vorerst letzte Projekt der Agerrenaturierung in Angriff genommen. Diese Maßnahme war notwendig, da die Ager im Hochwasserjahr 2002 aus ihrem Bett trat und das gesamte Areal der Fa. Spitz zu überfluten drohte. Das Hochwasserschutz und Fischeinbauten durchaus gut miteinander harmonieren können, davon konnte sich jeder interessierte Fliegenfischer im Verlauf dieses Projektes überzeugen. Nach den EU Wasserrahmenrichtlinien müssen bei Hochwasserschutzbauten auch ökologische Maßnahmen gesetzt werden. Begleitende biologische Bauaufsicht ist daher Pflicht. Die Zeiten der „Betonierer“ und „Begradiger“ sind damit endgültig vorbei.Selbstverständlich war unser damaliger Bewirtschafter Mag. Roman Moser von Beginn an dabei und versuchte seine Ideen gemeinsam mit der Projektleitung umzusetzen. Eines der Hauptziele dieses Projektes war die Ager zu verbreitern, um ein zu schnelles Ansteigen bei Hochwasser zu vermeiden.
Verbreiterung der Spitzgerade:
Als erstes wurden daher die Überschwemmungswiesen abgetragen. Zum Glück war in dieser Strecke ein ca. 15 Meter breiter Überflutungsstreifen vorhanden, der zum Wassergut gehörte. An anderen Strecken reicht der Privatgrund bis an die Uferkante und muss, so Aufweitungen geplant sind, vom Eigentümer teuer zurückgekauft werden. Ein Versäumnis früherer Begradigungsmaßnahmen. Durch Hochwasser hat sich der Überflutungsstreifen auf bis zu 2 Meter über den Wasserspiegel erhöht und hatte somit seine ausgleichende Funktion verloren. Die Vegetation filterte nämlich Sand und Schlamm bei jedem Hochwasserereignis und bildete eine neue Uferlinie.
Baggerungen an der Dorneter Kurve:
An der Dorneter Kurve begann man mit schweren Arbeitsmaschinen die vormalige Überschwemmungswiese abzutragen und mit den Blöcken erste Buhnen anzulegen. Der bestehende Damm wurde mit den vorhandenen Granitblöcken der alten Uferlinie verstärkt und gleichzeitig Totholz dazwischen verankert. „Totholz bringt Leben“ – Unterstände für Jungfische.
Spitzgerade nach Renaturierung:
Im Jahr 2007 sah man schon sehr schön die ersten Fortschritte der Renaturierung. Anstatt eines eher strukturarmen Gewässerabschnittes bremste sich die Ager jetzt an Störsteinen und Buhnen. Die Lenksteine im Fluss selbst wurden aus Kalkfels (kein artfremder Stein) gewählt, wobei diese, um ein Versanden und Absinken zu verhindern, doppelt und dreifach verlegt wurden. Die Verbreiterung des Flussbettes geht jetzt sehr zügig voran und man sieht bereits jetzt eine Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit und ein Pendeln bzw. Aufteilen des Stromstriches. Die Renaturierung ist abgeschlossen. Nach der Verbreiterung präsentiert sich die Ager in einem Zustand, der wohl jeden Fliegenfischer begeistern wird. Das Pendeln der Wassermassen ist hier gut zu sehen. Lange Lenkbuhnen, bis über die Strommitte hinaus, verursachen Tiefen- und Strömungsvarianz. Abwechselnd flache Rieselstrecken und Kehrwasser mit tiefen Kolken. Hier fühlen sich Fisch und Fischer sehr wohl und als Draufgabe laden Bänke zur Rast ein. Man kann in Ruhe steigende Äschen und Forellen beobachten und oft genug findet man einen Anglerkollegen für einen kleinen Erfahrungsaustausch.
Renaturierung an Hessenberger Kurve:
Die vor der Renaturierung eher schwer zu befischende lang gezogene Kurve unterhalb der Hessenberger Schwelle wurde bei diesem Projekt ebenfalls berücksichtigt. Vor allem die gleithangseitige Anlandung musste entfernt werden. Auch hier wurde als erste Maßnahme ein Großteil des Uferbewuchses entfernt. Die Ager wird hier wesentlich verbreitert und mittels Buhnen wird die Hauptströmung der Ager geteilt und mit weitreichenden Antiklinalbuhnen zum Teil an die Innenseite der Flussbiegung geleitet. Somit verhindert man eine neuerliche Aufsandung in diesem Bereich. Die benetzte Flussgrundfläche bleibt auch nach Hochwasser gleich. Auch im Außenbereich zum Fluss hin wurden einige kleinere Strukturen angebracht, um die hohe Flies Geschwindigkeit zu brechen. Dahinter bilden sich nun tiefe ruhige Taschen, ideale Einstände für unsere Salmoniden. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurden auch sechs kleinere Strömungsbrecher im Prallhangbereich verlegt, sowie am Gleithang eine Reihe von Buchten geschaffen, die als neuer Lebensraum für Brutfische dienen sollen. Nicht wieder zu erkennen ist die Ager nach Durchführung der geplanten Verbauung. Jetzt wird die Ager gebremst und strömt nicht mehr mit voller Wucht in die Kurve. Die Mittelschwellen teilen den Fluss in zwei Hauptrinnen, wobei in der Mitte sicherlich in der Zukunft seichte Schotterbänke entstehen werden, welche die Strömung weiter teilen (Bifurkationen).
Renaturierung an der Riesenbergkurve:
Der Glattsteinverbau im Prallhangbereich dieser Flusskurve wurde im oberen Drittel gut um die halbe Höhe abgetragen und die Steine als neue Ufersicherung zurück versetzt. Diese Maßnahme war notwendig da die Ager in dieser engen Kurve im Hochwasserjahr 2002 aus ihrem Bett trat und den gesamten Auwald flutete. Es bestand weiters Gefahr, das der dort vorbeiführende Abwassersammler bei einem ähnlichen Ereignis ausgeschwemmt und beschädigt würde.
Das obere Buhnenfeld ist mit einem breiterem Ausgang zum Fluss hin versehen worden, ebenfalls die zwei weiteren unterhalb liegenden Felder. Es besteht nun keine Gefahr mehr, dass die bei Hochwasser einwandernden Fische bei fallendem Pegel eingeschlossen und elendiglich zu Grunde gehen würde. Diese haben jetzt ein breites Tor zurück in die Freiheit erhalten.
Auch im Außenbereich zum Fluss hin wurden einige kleinere Strukturen angebracht, um die hohe Fliesgeschwindigkeit zu brechen. Dahinter bilden sich nun tiefe ruhige Taschen, ideale Einstände für unsere Salmoniden. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurden auch sechs kleinere Strömungsbrecher im Prallhangbereich der Hessenbergerwiese verlegt, sowie am Gleithang eine Reihe von Buchten geschaffen, die als neuer Lebensraum für Brutfische dienen sollen.
Finanziert wurden diese Bauarbeiten vom Gewässerbezirk Gmunden, wobei 30 % von der Gemeinde Regau getragen wurden. Dank sei hier auch dem Bürgermeister Herrn Harringer ausgesprochen, der diesem Projekt, nach unserer Vorsprache wohlwollend gegenüber stand und auch Unterstützung versprach, die wie man sieht nun Realität wurde.
Renaturierung an der Schimplwiese:
Dieser ca. 1 km Abschnitt in der Regauer Senke vom Dürweger bis zur „Reibm“ (TKV) wurde schon im letzten Jahr von uns projektiert und beim Gewässerbezirk Gmunden eingereicht. In diesem Herbst war es dann soweit. Es war noch etwas Geld „im Amt“ übrig, dass nun verbaut werden konnte. Unser Interessentenbeitrag beträgt nur ca. 6.500 € wobei dieser auch durch Mittel des Landesfischereirates und der Agrar- und Forstrechtsabteilung des Landes OÖ teilsubventioniert wird.
Die schnelle gerade Strecke vom Schimplwäldchen bis zur „Reibm“ wurde im bewährter Form, mit weitreichenden Antiklinalbuhnen versehen und die Hauptströmung ans linke Ufer an die Schlierwand gedrückt. Dadurch entstanden wiederrum eine Anzahl von Kehrwassern, Rieselstrecken, kleinen Abstürzen und Ruhigzonen. Vor allem die tiefe Rinne im Bereich des Wäldchen wurde etwas angestaut, sodass sich der schnelle Einlauf gut 100 m Flussauf verschob. Oberhalb beim „Dürweger“ wurde der Fluss mit größeren Blöcken etwas eingeengt und die Strömung anschließend durch zwei Mittelbuhnen geteilt.
Die Arbeiten waren in 3 Tagen erledigt und jetzt zeigt sich dieser ehemals eher uninteressante Abschnitt völlig verändert und im neuen Kleid. Strömungs-, Tiefen- und Breitenvarianz waren die Maxime und es entstand bei relativ geringem Aufwand eine neue ca. 1000 m lange Strecke, die jedes Fliegenfischerherz höher schlagen lässt. Natürlich muss hier noch ein Hochwasser „darübergehen“ um die großen Kalksteinbarrieren zu verdichten und die neuen Schottenbänken und Kolke zu überformen. Langsam aber sicher entwickelt sich die Ager zu einem Gewässer, dass an Abwechslung und Naturambiente seinesgleichen sucht – nicht zu vergessen die enorme Fischdichte und auch Größe einzelner Exemplare. Auch die Äsche kehrt dank dieser baulichen Maßnahmen vermehrt zurück und wurde im vergangenen Herbst vermehrt gefangen.
Besonderen Dank sei hier noch an den Gewässerbezirk Gmunden (DI Laimer, Wassermeister Loidl und Herrn Jocher) gerichtet, die für unsere Anliegen immer ein offenes Ohr haben und uns bei der Planung und Durchführung solch strukturverbessernder Maßnahmen an der Agerweitgehend frei Hand lassen.
Abgeschlossene Renaturierung 2021:
Wir schreiben das Jahr 2022 und viele der stark verbauten Teilstücke der Ager haben sich durch die Renaturierungen zu naturnahen Gewässerabschnitten gewandelt. Der Rest dieser baulichen Maßnahmen wurde von der Natur und den damit verbundenen Hochwässern übernommen. Es entstanden Kehrwasser, Rieselstrecken, und Ruhezonen. Die so neu entstandenen Unterstände wurden auch sofort angenommen und aktuelle Ausfänge von kapitalen Forellen belegen den Topzustand dieses Gewässers. Es war erstaunlich zu beobachten, wie schnell sich die strukturierten Bereiche der Ager mit Fischen füllte. Die Wassertrübung durch die Baggerungen schien sie nicht zu stören, ganz im Gegenteil. Dadurch wurden ja mehr Nährtiere aufgewirbelt und mit der Strömung abtransportiert, geradewegs ins Maul der wartenden Fische. Dennoch mussten, da sich die Flussbreite von 25 auf 50 Meter erweiterte, gewisse Stellen mit Neubesatz aufgefüllt werden. So wurden neben Regenbogen auch Äschen und einige Junghuchen in die neue Strecke ausgebracht. Langsam, aber sicher entwickelt sich die Ager zu einem Gewässer, dass an Abwechslung und Naturambiente seinesgleichen sucht – nicht zu vergessen die enorme Fischdichte und auch Größe einzelner Exemplare. Auch die Äsche kehrte dank dieser baulichen Maßnahmen vermehrt zurück und wurde in schon beachtlichen Größen gefangen.
Aktiver Gewässerschutz – Für den SAB mehr als nur ein Schlagwort