Die Ager im Frühjahr 2014

von | SAB-News

Die Fische der Ager im Frühjahr 2014 Teil 1
Der vergangene Winter war eigentlich nichts anderes als ein Spätherbst, der nahtlos in‘s trockene Frühjahr überging. Wenig Schnee und kaum Minusgrade führten dazu, dass wir in diesen ansonsten insektenarmen Monaten jeden Tag einen tollen Mückenschlupf erleben konnten.

Die Fische, vor allem die Rainbows, nutzten natürlich dieses reichliche Nahrungsangebot. Dementsprechend wohlgenährt gingen sie bereits im November 2013 ans Laichgeschäft, was sich jedoch je nach Herkunft der Regenbogenforellen bis in den März hinein erstreckte. Das Fehlen sowohl von Schmelzwasser, als auch das Ausbleiben der üblichen Regen-und Hochwasserphasen bewirkte, dass sich das Eimaterial in den „Brüchen“ ungestört entwickeln konnte.

Voll Freude beobachten wir derzeit große Schwärme an Brütlingen, die in den seichten Uferpartien Plankton aufsammeln. Dabei weisen die Fischlein, je nach Schlupfzeit, bereits eine Körperlänge von 1 – 2 cm auf. Gerade für die warme Ager ist die Amerikanerin der ideale Besatzfisch und vorrangiges Fangobjekt unsere Fliegenjünger.

Die Herkunft der Rainbows
Bereits um 1890 wurden die ersten Regenbogeneier aus den USA nach Europa exportiert. Dem ging ein Import von Bachforellen aus dem Schwarzwaldgebiet 1883 voraus. Später kam Eimaterial aus dem schottischen Loch Leven dazu. In Kalifornien wurden bereits 1870 die ersten Regenbogenforelleneier abgestreift, künstlich erbrütet und die Fische großgezogen. Lange Zeit hindurch glaubte man, vor allem in Europa, dass alle aus den USA importierten und ausgesetzten Fische aus dem McCloud River stammen. Dieser Bach gehört zum Einzugsgebiet des mächtigen Sakramento im Norden Kaliforniens. Und dieser Irrglaube hält sich hartnäckig bis heute. In Wahrheit jedoch, stammen die ersten exportierten Rainboweier aus einer Fischzucht in der San Franzisco Bay. Später wurde von dort aus weiteres Eimaterial in alle Welt verschifft und zwar, abstammend sowohl von der McCloud River Redband, als auch von Steelheads (Wanderform) aus Nordkalifornien und Oregon und zusätzlich, als Draufgabe, Ovarien der Coastal Rainbow. Durch verschiedene gewollte, aber auch unbeabsichtigte Einkreuzungen von raschwüchsigen Eagel Lake – und Camloopsforellen aus Kananda, die sehr räuberisches Verhalten an den Tag legten, begegnet man heute weltweit einem „Supermix“ verschiedenster Regenbogenstämme. Diese, zum Großteil domestizierten Bestände, werden heute auch in den ehemalig genetisch isolierten Flusssystemen als Sportfisch besetzt und führten letztlich auch in Nordamerika zu einem verschwinden angestammter autochtoner Regenbogenstämme. Reinrassigkeit aus einem bestimmten abgeschlossenen Flussgebiet (Wasserfallbarriere) ist heute kaum noch festzustellen, da der zunehmende Befischungsdruck auch dort ständig nach neuem Besatzmaterial schreit. Und der führt, wie zuvor beschrieben, zu einem genetischen „Mischmasch“. So ist auch zu erklären, dass Rainbows aufgrund züchterischer Selektivität bereits im Herbst zum Laichgeschäft schreiten. Dabei liegt die natürliche, angestammte Reproduktionsphase im Winter und Frühjahr (z.B. Kreissig Rainbows). Heute wird der Großteil der Regenbogenforellen nur mehr für Speisezwecke produziert. Wobei es bei dichter Hälterung zu Flossenschäden kommt. Doch dies ist in der Pfanne nebensächlich. Das durch spezielles Futter, rot eingefärbte Fischfleisch, ist für den Konsumenten wichtiger (Lachsforelle). Mit Satzfischen, die wesentlich aufwendiger und auch dünner gehalten werden müssen, ist heutzutage kein Geld mehr zu verdienen. Ihren Preis würde auch niemand mehr bezahlen, denn der Speisefischmarkt verlangt ständig nach neuem Nachschub, der kaum befriedigt werden kann.

Eine Lanze für die Amerikanerin.
Die Regenbogenforelle, lat. Oncorhynchus (und nicht wie früher Salmo irideus) gehört abstammungsgemäß zu den pazifischen Lachsarten. Salmo ist nämlich der Begriff für den atlantischen Lachs (Salmo salar) von dem auch die Bachforelle (Salmo trutta) abstammt. Huchen (Taimen) und der sibirische Lenok gehörten ja entwicklungsgeschichtlich zur Saiblingfamilie. Rainbows sind heute der züchterische Massenfisch im Kaltwasser, leicht zu vermehren, raschwüchsig, friedfertig, temperaturtolerant, genetisch variabel, einfach zu füttern, frühe Geschlechtsreife, sehr fruchtbar, Verhaltensmuster und Aussehen können durch Auslese leicht variiert werden, frisst dem Menschen praktisch aus der Hand, usw. Eigenschaften also, die im krassen Gegensatz zu den Selektionsvorgängen in der rauen Natur stehen, denn im geschützten Teich gilt die darwinsche Maximalanforderung „survival of the fittest“ nicht. Dennoch hätten wir die Regenbogen nicht, mit ihrer enormen Umweltelastizität, was sollten wir dann besetzen? Die Bachforelle gedeiht nicht überall, befindet sich auf der roten Liste und zeigt ein völlig anderes Verhaltensmuster. Doch auch an dem wird derzeit gezielt in den Fischzuchten herumgebastelt. Doch sind wir doch froh, dass wir heuer in der Ager diese große Anzahl an Rainbowbrütlingen vorfinden. Und obwohl nur ca. 1 % den ersten Winter überleben wird, sind diese Fische, die durch ein hartes Ausleseverfahren der Natur gehen, unheimlich wertvoll. Alle Rainbows über 40cm sollten released werden und das zu jeder Jahreszeit, denn diese sind für uns die wichtigsten Laichfische. Sie sind die Eltern der nächsten Jungsfischgeneration mit Wildverhalten. Für den Verzehr eignet sich ein Fisch in Pfannengröße eher, außerdem schmeckt das zarte Fleisch besser (geringere Schadstoffanreicherung im Muskelfleisch). Und ein Trophäenfisch, mit dem Handy fotografiert und den Freunden gezeigt, versehen mit dem Kommentar: „ der lebt noch und kann sich fortpflanzen), ist ein Beweis für das Naturverständnis des Anglers und ein Hinweis für das Erkennen von Zusammenhängen unter der Wasseroberfläche.

Tigth Lines

Roman Moser

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