Wichtige Hinweise zur erfolgreichen Befischung der Ager
Von Mag. Roman Moser. Der Fang und das Verhalten von Zuchtfischen in Fließgewässern
- Wie schon früher beschrieben, finden wir in Österreich Wildgenetik nur mehr bei Forellen in hochgelegenen Gebirgsflüssen oder in kleinen dichtverwachsenen Niederungsbächen. Aber auch diese schwer zugänglichen Gewässer werden vom gezielt ausgesetzten Fischotter oder geschützten Fischreiher arg in Mitleidenschaft gezogen. Man hat daher, vorausblickend, bereits eine Genbank der heimischen Bachforelle (Donaustamm) eingerichtet, um sie der Nachwelt zu erhalten. Die zunehmende Erwärmung unserer gemäßigten Klimazone (z.B. Sommer 2015) führt ebenfalls dazu, dass sich der charakteristische Lebensraum von Forellen- und Äschen immer weiter flussauf verschiebt. Doch was passiert, wenn ganz oben im Ursprungsgebiet eines Gewässers sich ein See befindet, unüberwindbare Barrieren, oder Wärmeeinleitungen aus der Industrie, diese Migration in Richtung kühle Quellregion verhindern? Fische können nicht über’s Land auswandern und sich neue Lebensräume erschließen. Für ihre Verbreitung ist der Mensch direkt oder indirekt verantwortlich (siehe eingeschleppte Schwarzmeergrundel).
- Immer wärmeres Wasser
Zum Glück gibt es die Regenbogenforelle. Ein sehr anpassungsfähiger Fisch, der wärmeres Wasser eher verträgt, als die Bachforelle. Dabei ist die oft von Biologen vertretene Kritik an der Amerikanerin nichtzutreffend, denn es sind die Habitat- und Temperaturprobleme, die Salmo Trutta (Bachforelle) zu schaffen machen. Dabei läuten aber auch bei Temperaturen über 24° C über einen längeren Zeitraum hinweg für die Rainbow die Totenglocken. 21° C steckt sie locker weg, so genug Sauerstoff und Nahrung vorhanden ist. Folglich sind Struktureinbauten, die das Wasser bewegen und mit Atemluft anreichern, überlebensnotwenig. In früheren Jahren waren die anthropogenen (menschlichen) Einleitungen der Hauptnahrungslieferant (Schlachthöfe, Molkereien, Haushalte). Heute muss der Bewirtschafter gezielt dazu beitragen, will er nicht nach dem nächsten Hochwasser vor fischleeren Gewässern stehen. Die starke Eutrophierung bewirkte damals auch ein enormes Aufkommen von Invertebraten (Insekten im Wasser).
Schonung der Regenbogenforelle – ein dankbarer Besatzfisch.
Wie vielfach behauptet, laicht die Amerikanerin angeblich bei uns in Mitteleuropa überhaupt nicht. Eine Irrmeinung, die auch von sogenannten „Umweltschützern“ gezielt verbreitet wird. Fischzüchter, die für ihren Nachschub an Fischen Elterntiere halten, beweisen hier das Gegenteil. Auch wir, die wir ständig unsere Gewässer beobachten, sehen, wie bereits ab Oktober ein Teil der Regenbogenforellen zum Laichgeschäft schreitet. Zwar sind die zwei Urstämme, nämlich die „Red Band Rainbow“ aus dem Columbia River System und „Coastal Rainbow“ aus Nordkalifornien nicht mehr reinrassig vorhanden, doch zur Arterhaltung schreiten sie allemal, denn ihre Genetik stimmt überein. Viele Laichfischproduzenten haben allerdings bereits in der Vergangenheit durch gezielte Selektion den Zeitpunkt der Laichreife vorverlegen können. Ursprünglich ist die Amerikanerin ein Frühjahrslaicher. Da aber die Fischzüchter bereits nach einem Jahr „verkaufsfertige“ Fische anbieten möchten, haben sie die Laichreife mit der Bachforelle gleichgeschaltet. So erhalten sie auch ab Herbst leere Teiche, die sie mit der nächsten Fischgeneration füllen können. Wir finden daher in der Ager Fliegenstrecke sowohl Frühjahrslaicher als auch etwa 50 % Herbstlaicher. Daher plädieren wir, die Schonzeit der Regenbogenforelle generell bereits Mitte September mit der Bachforelle zusammen beginnen zu lassen oder zumindest Fische über 40 cm zu releasen. Dass die Reproduktion bei uns in der Ager schon seit Jahren von Erfolg gekrönt ist, wird wohl jedem Fliegenjünger aufgefallen sein, denn im Herbst hängen ständig 12 bis 15 cm Fische an der Fliege. Doch nur 1 % überlebt leider den ersten Winter – so stark ist die natürliche Selektion. - Trainingsplan für Forellen
Wie kann man aber heute unter den geänderten Bedingungen Zuchtfische gezielt konditionieren, also für ein Überleben in „Freiheit“ fit machen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, die ich in der Folge behandeln möchte. Zuerst sei jedoch darauf hingewiesen, dass, je jünger der Fisch, umso eher erfolgt die Anpassung an das neue Wohngewässer. Je größer und älter, umso schwieriger ist es, eine gewisse Standorttreue zu erreichen. 3 Faktoren sind für einen Flussfisch und für sein Wohlbefinden von vorrangiger Bedeutung: nämlich Nahrung (egal in welcher Form), Wohnung (Retentionsraum) und Strömung (Sauerstoff). Dabei steht Nahrung in der Rangliste ganz oben. Fehlende Standplätze (Strukturen) und variierende starke Strömung sind eher nachrangig, solange der Tisch ständig gedeckt ist (siehe Brücken- oder Kanalfische). Ich behaupte, man könnte bereits in der Zuchtanlage, die zukünftigen Besatzfische für das Leben in „freier Wildbahn“ konditionieren. Doch wie geht das? - Die Strömung:
Fließkanäle spielen eine wesentliche Rolle, da hier die Antriebsmuskulatur trainiert wird. Ganz toll wäre es, die Strömung fallweise stark erhöhen zu können, oder die Aufzucht gänzlich in einen Mühlbach zu verlegen. Die Kunden (Gewässerbewirtschafter) verlangen nämlich zum Großteil fangfähige Fische, da ein Brütlingsbesatz den natürlichen Fressfeinden oder den Stoßhochwässern in den ausgeräumten Flusslandschaften zumeist sehr schnell zum Opfer fällt. Es sei denn, man besitzt kleine einmündende Seitenbäche, die man zusätzlich bestücken kann. - Die Nahrung:
Zum Großteil wird heute für den Speisemarkt fetthaltiges Futter verwendet, da dies als Geschmackträger, zusammen mit dem propagierten Omega-3-Fettsäurengehalt für kulinarische Kaufentscheidungen ausschlaggebend ist. Für den Muskelaufbau (Kraft und Ausdauer) ist jedoch eiweißreiche Kost wichtiger, egal ob als Naturnahrung oder als Pellet angeboten. Finden Besatzfische im Fluss keine entsprechende Nahrung, so gehen sie auf Wanderschaft und das endet flussab zumeist in der nächsten Turbine. Bei der intensiven Fütterung in der Zuchtanlage entsteht nämlich eine Abhängigkeit, die, so sie abrupt beendet wird, sich im Freiwasser fatal auswirkt. Die visuelle Prägung auf das tägliche Erscheinen einer bestimmten Nahrungsform, überdeckt alles andere. Aminosäuren und Proteine machen extrem abhängig. Zusätzlich blicken die Fische im Teich immer nach oben zur Wasseroberfläche, denn dort, egal ob schwimmend oder sinkend erscheint immer die sehnsüchtigst erwartete Mahlzeit. Den Boden erreicht das Futter sowieso nie. Diese Fische lernen also äußerst selten, das Augenmerk auch auf den Gewässergrund zu richten, um dort nach Fressbarem Ausschau zu halten. Und dennoch um die Umstellung von der Pellet- auf natürliche Anflugnahrung leichter bewerkstelligen zu können, wären am Teichgrund installierte Lichtquellen, die größte Hilfe. - ……wie die Motte das Licht
Alle Wasserinsekten, in geflügelter Form suchen sprichwörtlich „wie die Motte das Licht“. Forellen lernen, dass diese Tierchen auch bekömmliche eiweißreiche Nahrung darstellen. Solarzellen mit Batterie und Zeitschaltuhr auf die ersten Abendstunden eingestellt, liefern billige und wertvolle Alternativen an proteinreichem Zusatzfutter. - Zum Fang:
Da Zuchtfische wie gesagt vorrangig gegen Himmel blicken, ist auch in Besatzgewässern die Präsentation mittels bewegter Fliege, die erfolgreichste Fangmethode. Egal ob Emerger, Puppe oder laufende Sedge, diese Darbieteform stößt sehr schnell auf Gegenliebe. Zusätzlich löst dieser Bewegungsreiz (siehe Lachsfang) bei allen Forellenartigen einen Verfolgungsimpuls aus. Da sie ja angeborenen Raubfischcharakter besitzen, verhalten sie sich wie Katzen, die einem Wollknäuel nachjagen (Fluchtreiz). Dass diese verhängnisvolle Oberflächenfixierung so stark ausgeprägt ist, möchte ich an einem negativen Beispiel schildern. - Verhungern bei gedecktem Tisch
Vor Jahren haben wir in einem begleitenden Altarm mit kaltem Sickerwasser neben dem Hauptfluss zweisömmerige Bachforellen ausgesetzt. Der schlammige und mit Totholz überzogene Boden des Gewässers produzierte zwar keine Insekten, dafür aber jede Menge an Bachflohkrebsen (Gammarus). Nach einiger Zeit bemerkten wir, dass die Fische immer dünner wurden und sich um jedes ins Wasser geworfene Steinchen oder einen Zigarettenstummel rauften. Sie hatten nie gelernt, ihre Aufmerksamkeit, also die Nase nach unten an den Gewässergrund zu richten und verhungerten daher buchstäblich bei gedecktem Tisch. - Die Barbe als Lehrmeister
Sollte das Aussetzgewässer Barben beherbergen, so sind diese nicht nur wichtige Pufferfische bei Kormoraneinfall, sondern auch als Grundfische Lehrmeister für noch dumme unwissende Besatzforellen. Und gerade die Rainbows lernen sehr schnell. Sie sehen nämlich ständig, wie diese Friedfischart in Seitenlage die Ränder größerer Steine „absaugt“ und dabei auch Nymphen und andere Nährtiere aufscheucht. Oft findet man daher größere Regenbogenforellen im Gefolge eines Barbenschwarmes, wobei sie sichtlich immer wieder nach der Seite ausscheren und vom Grund Nahrung auflesen. - Hohe Schwimmleistung
Woran erkennt man nun eine Forelle, die bereits längere Zeit im Fluss lebte und sich an die Strömung angepasst hat? Vorrangig fällt das mächtig hohe „Ruder“ auf. Würde man die Quadratzentimeter der Flossenfläche mit der eines Teichfisches vergleichen, so besitzt der Strömungsfisch eine um bis zu einem Drittel größere Schwanzflosse. Auch die Brustflossen, verantwortlich für horizontales Auf- und Absteigen im Wasserkörper, hervorgerufen durch Turbulenzen und dem ständigen Strömungsdruck, sind wesentlich stärker ausgeprägt. Diese ehemaligen Zuchtfische haben sich erfolgreich an das Aussetzgewässer angepasst und überleben, oftmals standortgebunden, auch starke Hochwasser. Daher bin ich auch ein absoluter Verfechter der Catch & Release Methode in jenen Gewässern, die solche Fische beherbergen. Diese Tiere haben nämlich nach dem Verlassen der Fischzucht, mit Unterstützung durch den Bewirtschafter, mindestens zwei bis drei Monate benötigt, um in der neuen „feindlichen Umgebung“ überleben zu können. Es wäre einfach zu schade und eine Vergeudung, mühsam aufgebauter Trainingsarbeit, solch einer „gewandelten“ Forelle eine „auf’s Haupt zu geben“. Ein Teichfisch in der Pfanne schmeckt auf Grund des zertifizierten ausgewählten Futters sogar besser, und schlägt ökologisch keine Wunden in das Besatzgefüge strömungsadaptierter Fische (z.B. Ager). Außerdem sind solche Teichfische wesentlich gesünder. Außer, dass Futterinhaltsstoffe, hergestellt aus Hering, Sardine und Sandaal in den Weltmeeren immer weniger werden und sich diese Reduktion auch auf den Bestand von Lachs- und Meerforelle negativ auswirkt – ein Teufelskreis also. Derzeit versucht man schon, fehlendes tierisches Eiweiß durch pflanzliche Stoffe zu kompensieren und als Nahrungsersatz zu verfüttern. Dass diese dann der ständig wachsenden Weltbevölkerung abgehen, erscheint logisch. - Gesunder Wildfisch?
In den freien Fließstrecken kommen alle Fische mit Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft, den Reststoffen aus Kläranlagen (Arzneimittel, Reinigungsmittel, Antibiotika, Östrogene) sowie Wasser aus Werkstätten und Industrie in Berührung. Auch das jüngst entdeckte Mikroplastik ist für das Fischwachstum nicht gerade förderlich. Auch Schwermetalle scheinen in manchen Regionen eine beträchtliche Einflussnahme auf die Qualität der Speisefische zu haben. Doch hier sollte jeder selbst entscheiden, was für ihn verträglich erscheint. - Kein Ökologiebewusstsein
Bedauernswert sind jene Länder, die den Angler per Gesetz zur Tötung und Mitnahme jeden massigen Fisches verpflichten. Dies ist das Ende wildgeborener, autochthoner Salmoniden, deren schwindender Bestand nur durch genetisch degenerierte, flossengeschädigte Zuchtprodukte ersetzt werden kann. Schlussendlich gibt es nur mehr Forellen, so sie nicht sogleich in der Pfanne landen, die sicherlich nach dem nächsten Hochwasser verschwunden sind. Ab Mitte des Sommers herrscht dann in gewissen Vereinsstrecken oder manch öffentlich zugänglichen Revieren absolute Fischleere. Nicht umsonst weichen dann Fischotter und Kormoran auf Fischzuchtanlagen aus. Und auch der Gänsesäger muss sich in den freien Fliesstrecken mit Mühlkoppen und größeren Steinfliegenlarven begnügen – eine magere Kost. Um etwas zu ändern müsste in der Schweiz und auch in Deutschland wieder ein Umdenken stattfinden und der Kniefall vor Pseudoumweltschützern und hörigen Politikern beendet werden. Bei gewissen „Tierfreunden“ hört das Schützen nämlich an der Wasseroberfläche auf. Ein Fischotter oder Kormoran ist eben leichter zu beobachten und erweckt, vor allem bei der urbanen uninformierten Bevölkerung, eher Sympathien, als ein kalter glitschiger Fisch. Dass diese Tiere aber Fische fressen ist diesen engstirnigen Leuten zwar bewusst, doch der Angler sorgt ohnehin mit seinem Geld an reichlichen Nachschub für die Lieblingstierchen. - Die Äsche
Thymallus ist ebenfalls ein vom Aussterben bedrohtes Relikt der letzten Eiszeit. Warum sie die Thymianduftende heißt, entzieht sich meiner Kenntnis, denn auch ein Hecht verströmt mit seinem Schleim einen markanten Geruch. Und diese „Gewürzmischung“ kann ich auch nicht zuordnen, denn da bin ich im Küchenbereich zu wenig bewandert. Die Äsche, ein zur Großfamilie der Salmoniden gehörender Fisch, ist normalerweise im kalten Norden beheimatet und wurde in der letzten Kälteperiode nach Süden an den Alpenrand gedrängt. Dort gedieh sie in den kalten Flüssen aus den Bergen prächtig. Als Schwarmfisch ist sie im Gegensatz zu den rein Forellenartigen mit einer wesentlich höheren Nachkommenschaft ausgezeichnet. Sie bewohnt bevorzugt die gleichmäßig strömenden Flussabschnitte der sogenannten Äschenregion. Turbulentes Wasser mag sie gar nicht, wobei niedrige Sommertemperaturen des Wohngewässers Voraussetzung für ihr Gedeihen sind. In der Ager ist die „Fahnenträgerin“ nur gelegentlicher Besucher aus der sommerkalten Vöckla. Ihre sprichwörtliche reduzierte Fluchtbereitschaft führte aber auch dazu, dass sie als Freiwasserfisch auf den Frassdruck von Fischotter und auch Kormoran sehr empfindlich reagiert. Daher ist sie auch in vielen Gewässerabschnitten, in denen sie früher häufig vorkam, fast verschwunden. Und die Restpopulation scheint nicht mehr in der Lage zu sein sich selbst zu erhalten, um einen stabilen Bestand aufbauen zu können. Im Tierreich gibt es nämlich etliche Beispiele für solche Abläufe. Sinkt nämlich der Bestand unter eine bestimmte Individuenanzahl, ist ihr Überleben nicht mehr gesichert und sie sterben letztlich aus, so dies nicht durch Nachzucht abgefangen werden kann. Gott sei Dank ist die Äsche sehr fruchtbar und ihre Population wächst, so die Fressfeinde niedrig gehalten werden. Beim Fischotter ist daher dringendst Handlungsbedarf gegeben und eine reduzierende Bejagung in sensiblen Bereichen der Forellen- und Äschenregion in Zukunft unumgänglich. - Thymallus und die Nachzucht
Diese gestaltet sich im Gegensatz zu den Forellenartigen als äußerst schwierig. Die künstliche Erbrütung und Aufzucht ist ein Kapitel für sich, wobei die sogenannte Domestikation oder genetische Selektion bei ihr nicht möglich ist. Elterntiere lassen sich nämlich in Gefangenschaft kaum halten und benötigen für die Erlangung der Laichreife natürliche Nahrung (sonst schlechte Eiqualität). Dementsprechend problemlos verläuft auch ihre Auswilderung, wobei trotz ihrer enormen Fruchtbarkeit, wie schon erwähnt, künstlicher Besatz heute unumgänglich ist. Beim Aussetzen sollte man aber berücksichtigen, dass sich dieser Fisch unmittelbar danach über viele Kilometer „fallen lässt“ bis er eine passende Flachwasserzone gefunden hat. Diese sind jedoch auf Grund unserer begradigten Flüsse kaum mehr vorhanden. Auch sollte man sie nicht im Herbst freisetzen, da sie einerseits für den überwinternden Gänsesäger bevorzugte Beute darstellt, andererseits auch irrtümlich den abtreibenden silbrig blinkenden Weidenblättern auf dem Weg flussab folgen. Als Schwarmfisch glauben sie nämlich, dass gleichaltrige Fische der eigenen Art abwandern und dem schließen sie sich an. Und gerade der Gänsesäger ist jener Vogel, der es vorrangig auf ein- und zweisömmerige Äschen abgesehen hat. Die Tagesration dieses Tauchvogels beträgt ca. 300 g Fischfleisch. Bei 6 Vögeln und einer winterlichen Verweildauer von 4 Monaten vertilgt diese kleine Gruppe 216 kg an Jungfischen. Eine Menge, die nicht einmal mehr durch übermäßigen Besatz aufgefangen werden kann. - Teurer Besatz
Auch die Schwimmleistung stellt ein großes Problem dar. Versuche in einem Kanal haben gezeigt, dass diese Tierchen bis zu 2 Wochen benötigen, um sich erfolgreich gegen die Strömung behaupten zu können. Wir haben schon erlebt, dass der gesamte Besatz an ein- und zweisömmerigen Äschen am selben Tag noch am Gittereinlauf zum nächsten Kraftwerk „klebte“ und mit dem automatischen Laubrechen herausgeholt und im Mistcontainer zusammen mit Plastikflaschen, Blättern und Ästen entsorgt wurde – teurer Abfall also. - Schlussbetrachtung
Viel hat sich in den letzten 30 Jahren in Österreichs Flüssen getan. Die Fischpopulation ist generell in fast allen Fließstrecken eingebrochen. Die erfolgreiche natürliche Reproduktion kam beinahe zum Erliegen, wobei hier nicht nur das genetische Material, die Gleichschaltung einer ausgewählten Fischart, oder Fremdstämmigkeit verantwortlich gemacht werden können. Sowohl der überbordende Schutz von Fressfeinden, als auch die im Übermaß stattfindenden Eingriffe des Menschen in die Flusshabitate, hatten und werden auch in Zukunft vermehrt negative Auswirkungen zur Folge haben. Forellenartige sind nämlich Kulturflüchter und nicht Kulturfolger. Den Traum vom Wildfisch kann man in Österreich ruhig begraben, denn diese Wunschvorstellung ist zum Alptraum geworden. Vor allem ist die Zerstückelung der Fluss- und Bachläufe durch Kraftwerksbauten das markanteste Hindernis im Austausch der genetischen Vielfalt. Aufstiegshilfen sind teure Alibihandlungen, solange der Abstieg durch die Turbinen nicht geregelt ist. Unsere Flussfische sind nämlich Wanderer und das über große Strecken. Und solange die politischen Verantwortlichen nicht erkennen oder zumindest von kompetenter Seite erklärt bekommen, welche Tragik sich unter Wasser abspielt, solange wird sich hier auch nichts ändern. Und der Untergang unserer Flussbewohner wird immer mehr beschleunigt.
Könnten Fische schreien, so wäre dies ein ohrenbetäubendes Gebrüll.