Wie schon im ersten Teil beschrieben, fand im vergangenen Dezember bis hinein in das Frühjahr 2014 ein optimales Ablaichen der Regenbogenforellen statt.
Das Resultat dieser Laichaktivitäten ist eine große Anzahl an Rainbowbrütlingen, die in der Ager auch entsprechend abwachsen. Und obwohl nur ca. 1 % den ersten Winter überleben wird, sind diese Fische, die durch ein hartes Ausleseverfahren der Natur gehen, unheimlich wertvoll. Und daher habe ich auch an unsere Fliegenfischer mehrere Wünsche und Bitten in eigener Sache:
- An der Fliege unbedingt den Widerhaken mit einer Flachzange andrücken. Eine Arterienklemme schafft das nämlich nicht (geriffelte Klemmflächen) und steht der „Angstbart“ nur ein klein wenig hoch, verankert sich dieser unlösbar im Knorpel des seitlichen Oberkieferscharniers, der Maxillare. Wenn der Angler nun krampfhaft versucht durch Ziehen die Fliege zu lösen, reißt sehr oft die dünne Verbindungshaut und der Knorpel bleibt auf dem Haken aufgespießt zurück. Zwar überlebt dies der Fisch, aber abgesehen von der unschön anzusehenden Kieferpartie, verliert die Forelle sehr viel Nahrung. Die Maxillare dient ja wie ein seitlicher Verschluss. Da Insekten immer mit etwas Wasser eingesaugt werden, befinden sich diese zuerst im Zungenbereich. Die Maxillare verhindert beim Schließen des Mauls ein seitliches Herausspülen. Durch die Kiemenräusen entweicht lediglich das Wasser und die Nahrung gelangt in den Gaumen. Fische ohne seitliche Oberkieferknochen, weisen zumeist eine schlechtere Kondition auf.
- Ab einer Wassertemperatur von 20° C sollte nicht mehr gefischt werden. Ich meine, dass bereits bei 18° die Jahreskartenbesitzer von einem Fischgang Abstand nehmen sollten, außer man geht am frühen Morgen und nicht am Abend. Forellen benötigen mehr als andere Fische zum Überleben Sauerstoff. Bei 0°C kann 1 Liter Wasser 15mg Sauerstoff beinhalten. Bei 10°C nur mehr 11 mg und bei 20°C weniger als 9mg. Bei einem Drill verbraucht der Fisch wesentlich mehr Sauerstoff als sonst. Also bei wärmerem Wasser den Fisch für‘s Releasen einige Zeit in stärkerer Strömung halten, bis er eine gleichmäßige Atmung zeigt. Dabei jedoch vor dem Anfassen des Fisches die Hände nassmachen und auch den Fisch locker halten, nicht drücken. Die menschliche Körpertemperatur von 36° C verursacht auf der Fischhaut bei längerem Halten Brandblasen (Fingerabdrücke sind deutlich zu sehen). In den Monaten Juli/August bis Mitte September je nach Wetterlage bitte die Flusstemperatur vor dem Fischen checken. Die Optimale Wassertemperatur liegt für Salmoniden bei etwa 15°C.
Alles darüber führt zu Hitzestress und Nahrungsverweigerung. Auch wir Menschen essen in Hitzeperioden weniger. Zwar wird vom Fisch kurzfristig eine Temperatur von 24°C toleriert, jedoch ist das Temperaturoptimum für verschiedene Salmonidenarten sehr unterschiedlich. Saiblinge fühlen sich bei 8-10°C so richtig pudelwohl, Äschen bei 10-13°, Bachforellen von 13-16°C und Rainbows weisen den größten Toleranzbereich bis 20°C auf, wobei auch für sie 14-16°C optimal erscheinen. Höhere Wassertemperaturen führen zu Gewichtsverlust und schlussendlich zum Abwandern oder Aufsuchen kühlerer Lebensräume (auch ein Eskimo fühlt sich in der Sahara nicht wohl und sehnt sich nach seiner eisigen Heimat). Allein das Vorhandensein von reichlich Nahrung kann diese Widrigkeiten zum Teil kompensieren und zum Verbleib animieren.
- Den Streamer (kleiner als Hakengröße 8) nur bei erhöhtem Wasserstand einsetzen. Je kleiner der Haken umso geringer ist die Verletzungsgefahr. Und gerade bei kaltem Wasser erhöht dies auch die Überlebenschance. Da wir etliche Junghuchen in der Ager haben, ist das Streamerfischen bei Niedrigwasser eher kontraproduktiv. Die Forellen nehmen ohnehin die Nymphe oder Trockenfliege wesentlich lieber.
- Alle Rainbows über 40cm sollten released werden und das zu jeder Jahreszeit, denn diese sind für uns die wichtigsten Laichfische. Sie sind die Eltern der nächsten Jungsfischgeneration mit Wildverhalten. Für den Verzehr eignet sich ein Fisch in Pfannengröße eher, außerdem schmeckt das zarte Fleisch besser (geringere Schadstoffanreicherung im Muskelfleisch). Und ein Trophäenfisch, mit dem Handy fotografiert und den Freunden gezeigt, versehen mit dem Kommentar: „ der lebt noch und kann sich fortpflanzen), ist ein Beweis für das Naturverständnis des Anglers und ein Hinweis für das Erkennen von Zusammenhängen unter der Wasseroberfläche.
Foto © Albert Pesendorfer
An dieser Regenbogenforelle sieht man die negativen Auswirkungen des Fischens ohne angedrückten Widerhaken. Die Maxillare sind herausgerissen und der Kiemendeckel ist stark beschädigt. Die Maulpartie ist entsprechend verunstaltet und wahrlich kein schöner Anblick. Fische so zurückzusetzen ist wenig sinnvoll und wirft kein gutes Bild auf die Waidgerechtigkeit gegenüber der Kreatur Fisch.
Tigth Lines
Roman Moser