Laichfischen auf Maränen 2017

von | SAB-News

Eine praxisbezogene Dokumentation über 7 Jahre Laichfischen. Ein in Österreich einmaliges Projekt für den Erhalt einer eigenständigen Maränenpopulation.

Anfang Dezember herrscht Goldgräberstimmung am Irrsee. Ein eingespieltes Team von leidenschaftlichen Maränenanglern ermöglicht es, dass wir die ablaichenden Maränen mit der Angel fangen und nur die benötigten Fische behalten. Den unser Leitspruch lautet. Wir brauchen die Eier und nicht die Fische. Die Anspannung und die Erwartungshaltung der teilnehmenden Angler vor dem Laichfischen sind jetzt direkt spürbar. Denn für uns ist der Maränenlaich ein Goldschatz den es jedes Jahr im Irrsee zu heben gilt. In der Praxis bedeutet das die Gewinnung von Laich für den Maränenbesatz am Irrsee im Frühjahr 2018. Unser vorrangiges Ziel ist ja, die Irrseemaräne nicht mehr mit Besatz aus anderen Gewässern zu vermischen. Die Maräne am Irrsee ist eine großwüchsige Coregonenart, die Mitte der sechziger Jahre, erstmalig besetzt wurde. Das große Kriterium dieser Besatzstrategie war aber immer, eigenen Laich in der benötigten Menge zu bekommen. Dank unserer Laichfischerei haben wir es jetzt selbst in der Hand, diesen Bestand für nachkommende Generationen zu erhalten. Seit 2011 wird das Laichfischen mit Hegene durchgeführt. Seither wurden nur noch, aus unserer Laichfischerei stammende, Brütlinge besetzt. Nach 7 Jahren kann man mit Recht behaupten, dass diese Strategie mit eigenen Besatzmaterial hervorragend funktioniert. Wie man am jährlichen Ausfang ablesen kann, haben sich die Ausfänge bei ca. 6000 Maränen stabilisiert. Der Bestand ist daher als sehr gut zu bezeichnen und der Besatz durch die Laichfischerei mit eigener Brut auch gesichert.

Die Vorteile des Laichfischens mit der Angelrute nochmals kurz zusammengefasst:
Auf den Einsatz von herkömmlichen Kiemenstellnetzen kann verzichtet werden, dementsprechend fällt die hohe Mortalitätsrate der Laichfische bei der Netzfischerei weg. Es wurde auch schon gefragt ob diese selektive Art des Laichfischens auch an anderen Seen möglich wäre. Aber diese Frage können und wollen wir nicht beantworten. Den man kann diese Methode wahrscheinlich nicht in jedem Gewässer anwenden. Um laichende Maränen lebend zu fangen würde sich als Alternative nur die Ringwadenfischerei anbieten. Diese Fischerei ist jedoch sehr arbeitsintensiv und für Netzfischer wahrscheinlich nicht rentabel oder zielführend. Der Irrsee allerdings ist für das Laichfischen Lebend perfekt geeignet. Denn anscheinend konzentrieren sich die Laichaktivitäten auf nur zwei Laichplätze im See. Jährlich durchgeführte Echolotbefahrungen haben dieses Verhalten bestätigt. Wir ersparen uns durch unsere Erfahrungen daher langes Suchen und können unser Angelgerät speziell auf diesen zwei Plätzen einsetzen. Wir hatten zwar heuer auch an anderen Stellen Fangerfolge, aber diese waren überschaubar und nicht mit den bekannten Laichplätzen am Zeller und Ramsauerbach vergleichbar. Vor dem eigentlichen Laichfischen sind jedoch noch jede Menge Vorbereitungen zu treffen. Es ist ja nicht so, dass man nur an den Irrsee fährt, seine Angel auswirft, und die Laichfischerei kann beginnen. Stege wurden montiert und Rutenhalter aufgestellt. Ebenso wurde in der Konsortialhütte für das Netzgehege Platz geschaffen. Und zu guter Letzt wurde noch ein kleiner beheizbarer Zubau als Unterschlupf für die Laichfischer aufgestellt. Aber auch zum Ramsauerbach wurde dieses Mal ein kleines Zelt samt Ofen transportiert. Was, bei den zum Teil eisigen Temperaturen, kein Fehler war. Und um nicht jeden Tag den Laich abliefern zu müssen, wurden in der Hütte für die vorübergehende Hälterung der Eier zwei Zugergläser montiert. Hier können die Eier in Ruhe aufquellen und sind damit bestens für den Transport in die Brutanstalt Kreuzstein vorbereitet. Die Vorbereitungen waren damit abgeschlossen und das Laichfischen konnte beginnen.

Der Erfolg des Laichfischens ist aber immer von den natürlichen Gegebenheiten abhängig. Ein entscheidender Faktor ist dabei die Wassertemperatur. Wir können jetzt schon mit ziemlicher Sicherheit festlegen, wann die beste Zeit für die ablaichenden Fische ist. Fällt die Wassertemperatur auf ca. 6 C° liegt steht einem erfolgreichen Fischen nichts im Wege. Wir hatten aber auch schon ein Jahr, wo sich der Irrsee erst ab 8. Dezember auf 6 C° abkühlte. Der Laichertrag war damals, durch die verspätete Laichaktivität, entsprechend niedrig. Auf Grund der schon beschriebenen negativen Erfahrungen waren wir ja noch etwas skeptisch ob das Ablaichen der Maränen Anfang Dezember schon im Gange war. Daher wurde auch zusätzlich und erstmalig unser neues Messgerät eingesetzt. Die dabei erhobenen Daten waren durchaus positiv. Die Temperatur von 0 – 18 m Tiefe lag gleichbleibend bei 6,2°C. Auch der Sauerstoffgehalt hat sich vom herbstlichen Defizit wieder erholt und lag durchgehend bis 19 m bei 8,0 mg/l. Und um ganz sicher zu gehen machten wir noch eine zusätzliche Echolotbefahrung an den uns bekannten Stellen am Ramsauer und Zeller Bach. Und tatsächlich konnten wir schon jede Menge Maränen in Ufernähe orten. Ein eindeutiges Zeichen, dass das Ablaichen der Maränen schon im Gange war oder unmittelbar bevorsteht. An den ersten Tagen gingen uns allerdings vorrangig männliche Fische an den Haken. Auch dieses Szenarium ist uns schon bekannt und typisch für das Laichverhalten der Irrseemaränen. Zuerst erscheinen die männlichen Fische an den Laichplätzen und warten auf die Weibchen. Die Milchner sind daher noch stark in der Überzahl. Wenn ein Rogner jetzt ablaicht stürzen sich die Fische von allen Richtungen auf die zu Boden fallenden Eier. Jetzt sind auch Doubletten keine Seltenheit. Dieses Verhalten ist durch ein kurzes Video am Ramsauerbach auch dokumentiert. Jetzt ist die Fangquote, besonders von männlichen Fischen, natürlich sehr hoch. Die größten Laichräuber sind daher mit Sicherheit die Maränen selbst. Und als letzten Beweis fischen wir jetzt schon seit 3 Jahren mit Goldhaken, die ganz einfach mit 2 – 3 orangefarbenen Glasperlen bestückt wurden. Diese Renkennymphen imitieren im Wasser schwebenden Maränenlaich und wurden auch ohne Maden sehr gut genommen. Gefischt wurde mit Schwimmer und Zupfrute in einer Fangtiefe von 2 bis 15 Meter. Vereinzelt auch noch tiefer. Wobei sich die begehrten Rogner eher in einer Tiefe ab 10 m überlisten ließen. Liebe macht bekanntlich blind und so konnten wir mit Schnurstärken von 0,20 er fischen. Besonders vom Ufer konnten wir dadurch die Hegenenverluste etwas minimieren.

Ab der zweiten Dezemberwoche steigt dann die Anzahl der ablaichenden Rogner deutlich. Diese Kalendertage waren jedenfalls auch in den vergangenen Jahren immer am erfolgreichsten. Entsprechend verändert sich daher das Geschlechterverhältnis der gefangenen Fische. Den Höhepunkt des Ablaichens können wir daher ganz gut an der Anzahl der gefangenen weiblichen Fische ablesen. Doch heuer waren selbst wir von der hohen Anzahl der gefangenen Rogner überrascht. 244 laichreife Maränenweibchen konnten von unserem Team gefangen und abgestreift werden. Es kommt allerdings häufig vor, dass sich frisch gefangene Rogner gegen die Laichabgabe sperren oder noch nicht richtig reif waren. Jetzt kommt das zu diesem Zweck montierte Netzgehege zu Einsatz.

Um die wertvollen Laichfische nicht durch zu druckvolles Abstreifen nachhaltig zu schädigen, kamen sie noch für ein paar Tage, zur weiteren Reifung in dieses Gehege. Dieses Netz hat sich schon nach wenigen Tagen bewährt. Die gehälterten Maränen gaben, nach einigen Tagen der Ruhe, bereitwillig ihre Eier ab. Es wird sich jetzt zwar so mancher denken, man kann alles übertreiben. Aber genau an diesen Dingen sieht man den Willen der Laichfischer, das notwendige Laichfischen so schonend wie möglich durchzuführen. Selbstverständlich war auch die Verwendung von speziellen Unterfangkeschern. Diese Unterfangkescher haben statt einem herkömmlichen, ein aus Gummi bestehendes Netz und sind somit besonders schonend für die empfindliche Schleimhaut der Fische.

An Hand unserer gespeicherten Daten sieht man die durchaus positive Entwicklung die unser Laichfischen im Verlauf der letzten 7 Jahre genommen hat. Und wenn man bedenkt, dass nur mit der Hegene gefischt wird, so sind diese Fangzahlen enorm. Man sieht aber auch wie die Laichmenge von der Anzahl der weiblichen Fische abhängig ist. Bedingt durch die optimale Größe der Rogner wurden 2017 nur ca. 7 Fische für einen Liter Laich benötigt. Im Schnitt 130 – 150 ml pro Fisch. Im Vorjahr waren es fast 9 Fische für einen Liter Laich. Auch an Hand dieser Tatsachen war das Fangergebnis einfach herausragend.

Man muss sich nur vorstellen, dass in 20 Tagen von 8 Anglern 1223 Maränen gefangen wurden. Mit der Angel und nicht mit dem Netz. In Summe wurden 244 Rogner abgestreift und 979 Milchner wieder zurückgesetzt. Das Abstreifen erfolgte jeden Abend in der Konsortiumshütte. Die vorsortierten Maränen wurden, selbstverständlich auch weiterhin getrennt, in großen Behältern mit ausreichend Frischwasser für das Abstreifen vorbereitet. Ein Tuch über den Kopf stellte den Fisch ruhig und man kann ohne Probleme den eigentlichen Abstreifvorgang durchführen. Der Fisch wird ab der Brustflosse ohne großen Druck festgehalten. Den Schwanzstiel leicht zurückgebogen ist der Rogner jetzt bereit für die Eiabgabe. Entlang der Bauchhöhle werden die Eier mit leichtem Druck aus der Geschlechtsöffnung gestreift. Hat der Fisch den Reifegrad 4 erreicht, also rinnend, gibt der Fisch ohne große Strapazen seine Laichprodukte ab. Eine flache Schüssel, selbstverständlich trocken und sauber, ist schon vorbereitet. In dieser Schüssel werden die Eier aufgefangen. Jetzt müssen die Eier noch mit der Milch der männlichen Fische befruchtet werden. Durch schwenkende Bewegung der Schüssel werden die Eier mit der Milch vermischt. Für 5 Rogner werden 1 bis 2 Milchner benötigt. Aber um die genetische Vielfalt zu sichern, sollte man mehrere Milchner verwenden. Auch Milchner werden, wenn sie sich sperren, sofort aussortiert. Das heißt in unserem Fall sofortiges Zurücksetzen in den Irrsee. Gerade bei den männlichen Fischen kommt eine Verletzung durch den Abstreifvorgang so gut wie nie vor. Da waren Exemplare weit über 50 cm dabei, die auch weiterhin unseren Lizenznehmern an die Hegene gehen können.

Dann kommt der tägliche Höhepunkt jedes Laichfischens. Unter ständiger Zugabe kleinerer Wassermengen werden die Eier belebt. Diese Prozedur wird so oft wiederholt bis das anfänglich milchig trübe Wasser glasklar wird. Durch diese Belebung nehmen die Eier Wasser auf und beginnen aufzuquellen. Nach der Befruchtung kommen die Eier in eine kleine Brutanlage die für die Zeit des Laichfischens in der Hütte installiert wurde. Hier konnte man sehr gut das weitere Aufquellen der Eier beobachten. Und um ein Verkleben der aufquellenden Eier zu verhindern wird anfangs mit einer Schwanenfeder in gewissen Zeitabständen umgerührt. Unser Resümee. Selektives Laichfischen ist am Irrsee die ideale Möglichkeit für die Laichgewinnung. In Kreuzstein liegen jetzt 34,3 Liter Laich auf. Mit diesem Erfolg haben nicht einmal die größten Optimisten gerechnet. Das bedeutet einen voraussichtlichen Besatz mit 1,3 Millionen Renkenbrütlingen. Ein regelrechter Quantensprung für unsere Art der Laichfischerei. Aber das kann nur eine vorsichtige Prognose sein. Selbstverständlich müssen wir noch den Bruterfolg der Profis rund um FM Kletzl abwarten.

In Kreuzstein wird der befruchtete Fischlaich unter kontrollierten Bedingungen bis hin zur Schlupfphase betreut. Kontrolliert heißt, durch Steuerung der Wassertemperatur (Kalterbrütung) die günstigste Zeit für die Schlupfphase festzulegen. Der natürliche Schlupfvorgang findet ja in der Regel bereits Ende Februar statt. Im Irrsee ist zu dieser Zeit das Nahrungsangebot knapp. Mit dem Hinauszögern des Schlupfvorgangs haben die Maränenlarven daher eine ungleich höhere Überlebenschance. Erbrütet wird in Zugergläser (Flaschenähnliche zylindrische Glasbehälter), wobei von unten sauerstoffreiches Wasser zugeführt wird. Die Eier werden etwas angehoben, leicht verwirbelt und gleichmäßig mit Sauerstoff versorgt. Maräneneier sind etwas schwerer als Wasser und sinken daher im Wasserstrom ab. Obenauf schwimmende abgestorbene Eier werden regelmäßig entfernt. Wird der Schlupfvorgang eingeleitet, kommen die Eier in einen größeren Behälter. Hier können sie ungestört schlüpfen und die Maränenlarven können jederzeit mit dem ablaufenden Wasser den Behälter verlassen. In einem Langstrombecken wird die frisch geschlüpfte Brut, je nach Bedarf, mit Zooplankton vorgestreckt. Hört sich alles ganz einfach an, erfordert aber viel Wissen und noch mehr Erfahrung. Der Lohn dieser Bemühungen sind eigene Besatzfische von Wildfängen aus dem Irrsee. 34,3 Liter Laich in bester Qualität sind Grund genug, das Laichfischen auch im kommenden Dezember wieder durchzuführen. An dieser Stelle muss ich noch ein großes Extra Danke Schön an alle Laichfischer richten. Denn bei bis zu minus 10° C zu angeln, da muss man schon mit viel Ehrgeiz bei der Sache sein. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass sich Vereinsmitglieder in unserem Verein so engagieren und an der Bewirtschaftung aktiv teilnehmen.

Der SAB und das Konsortium Zeller/Irrsee bedanken sich bei dem Team von der Aufzuchtstation Kreuzstein rund um FM Kletzl für die gute Zusammenarbeit und bei allen Helfern für Ihre unglaublich engagierte Mitarbeitmit einem kräftigem

Petri Heil
Rudolf Mikstetter

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