Eine praxisbezogene Dokumentation über 8 Jahre Laichfischen. Ein in Österreich einmaliges Projekt für den Erhalt einer eigenständigen Maränenpopulation.
Für diejenigen Lizenznehmer, die sich jetzt denken, was ist Laichfischen, wollen wir diese Möglichkeit der Laichgewinnung noch einmal kurz erklären. Bei dieser Art der Fischerei geht es ausschließlich um, wie der Name schon sagt, den Laich der genannten Fischart. Im Normalfall verursacht Laichfischen auf Maränen große Verluste am Fischbestand der Coregonen. Noch vor einigen Jahren wurde auch am Irrsee mit Kiemennetzen auf laichige Maränen gefischt. Als belegtes Beispiel führen wir an dieser Stelle das Jahr 1981 an, wo mit 20 bis 25 Netzen laichgefischt wurde. Es fielen dabei unglaubliche Fischmengen an. Bis zu 2100 kg Maränen wurden damals vom 19. bis 27 November dem Irrsee entnommen. Ganz zu schweigen vom Beifang. Kapitale Hechte und Zander blieben in den Maschen hängen. Das Ergebnis dieser jahrelangen, sagen wir in moderaten Worten, massiven Befischung, auch in Kombination mit der Angelfischerei, war der fast vollständige Zusammenbruch des Maränenbestandes ab dem Jahr 1999.
Eine Reduktion des erlaubten Ausfangs von 7 auf 2 Stück pro Tag und 20 Stück im Jahr war die Folge. Nur noch 791 Maränen wurden im Jahr 2001 gefangen und nicht wenige Angler verlangten sogar eine mehrjährige Sperre der Maränenfischerei am Irrsee. Doch wir haben die Kurve gekriegt. Der Maränenbestand ist wieder in Ordnung und die Netzfischerei auf Maränen gehört der Vergangenheit an. Interessant für den aufmerksamen Leser ist aber auch der Zeitpunkt der damaligen Laichfischerei. Wenn wir heute im November zum Laichfischen anfangen würden, fangen wir uns höchstens kalte Füße ein. Ganz im Gegenteil zu diesen frühen Aufzeichnungen werden wir im kommenden Jahr erst in der zweiten Dezemberwoche zu fischen beginnen. Anscheinend verändert, die nicht mehr zu bestreitende Gewässererwärmung, auch den Zeitpunkt der Laichreife von Coregonen. Gerade am Irrsee mit seinem, im Vergleich zum Attersee, kleinem Wasservolumen und den damit verbundenen kleineren Wärmespeicher, kann man diese Veränderung sehr gut und auch kurzfristig erkennen. Seit 2011 fischen wir jetzt nur noch mit der Angel auf laichreife Maränen. Wir, das sind ca. 10 Fischer, die mit ihrem Einsatz bei jeder Witterung ihren Beitrag zum hervorragenden Maränenbestand des Irrsees leisten. Stichwort Witterung. Das Wetter beim Laichfischen 2018 auf Maränen hatte es in sich. Sturmböen bis 80 km/h mit Schneeschauern garniert.
Temperaturen von bis zu minus 9°C und jede Menge Regen und Schnee verlangten von unseren Fischern einiges an Durchhaltevermögen ab. Doch so wie jedes Jahr stand auch heuer die große Frage im Raum, oder sagen wir über dem See. Wann, wo und wie gut werden die laichreifen Maränen heuer auf unsere Köder gehen? Dank der Aufzeichnungen und den Erfahrungswerten der vergangenen Jahre, konnten wir schon im Vorfeld den Rahmen der Fangzeit etwas eingrenzen. Aber wie es halt unter Fischern so ist. Wissen kann man es nie, und so begann auch dieses Mal die Laichfischerei Anfang Dezember. Aber es kam wie es kommen musste. Die Maränen waren in großer Stückzahl vor Ort. Man sollte meinen, jetzt geht es los. Die Natur hat sich aber gegen uns entschieden und so verstrich die erste Woche ohne nennenswerten Erfolg. Da wir diese Erfahrung jetzt schon seit 8 Jahren machten, wird das Laichfischen ab 2019 um eine Woche verschoben. Die Statistik von 8 Jahren Laichfischen spricht hier eine eindeutige Sprache und wird durch diese Grafik auch bestätigt. Auch eine Durchmischung des Wasserkörpers war bei den vorherrschenden Temperaturen über 6°C noch nicht möglich.
Es schaut fast so aus, als ob der prognostizierte Klimawandel auch die vollständige Durchmischung um etliche Wochen verschieben würde. Bis zum 27. Dezember hatte der Irrsee immer noch nicht durchmischt. Das bedeutet im Vergleich zu 2017 eine Verschiebung um 3 Wochen. Die ersten nennenswerten Fänge konnten am 8. Dezember aufgezeichnet werden. Ab diesem Zeitpunkt ging es mit den Fängen aufwärts. Der Spitzenwert 2018 pro Tag waren 156 Maränen, wobei 60 wertvolle Rogner in der Konsortiumshütte für das Abstreifen gehältert und ruhiggestellt wurden. Erstaunlich war 2018 auch die hohe Anzahl und die Größe der weiblichen Fische. Zum Teil war das Verhältnis ausgeglichen. Dieser Umstand war auch ausschlaggebend, dass wir 2018 wieder ein Topergebnis erzielen konnten.
301 Stück Rogner und 724 Milchner wurden gefangen und abgestreift. Mit der Angel und nicht mit dem Netz. Dieses selektive Laichfischen ist aber nur mit der Angel möglich und der Irrsee ist das ideale Gewässer für diese Art der Laichgewinnung. Milchner werden, unmittelbar nach der Laichabgabe, wieder dem Irrsee zurückgegeben. Gerade bei den männlichen Fischen kommt eine Verletzung durch den Abstreifvorgang so gut wie nie vor. Wenn ein Milchner nicht auf den leichten Druck reagiert, wird er sofort aussortiert. Das heißt in unserem Fall schonendes Zurücksetzen. Da waren Exemplare weit über 50 cm dabei, die auch weiterhin einem Maränenangler an die Hegene gehen können. Denn für uns als Bewirtschafter des Irrsees bedeutet Laichfischen noch das, was uns dieses Wort auch sagt. Wir wollen den Laich und nicht das Fleisch der laichreifen Fische. 34,9 Liter wertvoller Laich waren der Lohn für 3 Wochen harten Einsatz. Das bedeutet einen vorraussichtlichen Besatz von ca. 1,3 Millionen Brütlinge für den Irrsee. Die befruchteten Eier wurden wie jedes Jahr den Profis der Brutanstalt Kreuzstein übergeben. Wir wollen und werden bei der Laichfischerei jedoch auch in Zukunft nicht auf Rekordjagd gehen. Sondern immer nur ein Ziel vor Augen haben. Und das kann nur die Bestandserhaltung der Irrseemaräne durch Besatz mit eigenen Fischen und keine Vermischung von Besatzmaterial mit Fischen aus anderen Gewässern sein.
Der SAB und das Konsortium Zeller/Irrsee bedanken sich bei dem Team von der Aufzuchtstation Kreuzstein rund um FM Kletzl für die gute Zusammenarbeit und bei allen Helfern für Ihre unglaublich engagierte Mitarbeit mit einem kräftigem
Petri Heil
Rudolf Mikstetter