Maränenlaichfischen am Irrsee – Dezember 2013

von | SAB-News

Schonende Laichgewinnung am Irrsee! Im Dezember ist die Zeit gekommen die natürliche Vermehrung der Maränen künstlich durch Abstreifen zu unterstützen.

Der Irrsee mit seinem herausragenden Maränenbestand, ein paar Fischverrückte und wechselhaftes Wetter vom Orkan bis hin zu frühlingshaften Temperaturen. Das waren die Zutaten für die Laichfischerei auf Maränen im vergangenen Dezember.

16 Tage lang haben etwa 10 Angelfischer am Irrsee für den Fang der kommenden Jahre gesorgt. Für unsere Mitglieder haben wir diese Art der Laichgewinnung mit der Kamera begleitet. Die Laichfischerei auf Maränen hat ja unter Hobbyfischern nicht den besten Ruf und es wurde, vielleicht auch nicht zu unrecht, diese Fischerei in der Vergangenheit stark kritisiert. Allerdings wurde die damalige Laichfischerei mit Netzen durchgeführt. Der große Nachteil dabei war die unverhältnismäßige hohe Entnahme von Maränen. Der Grund für diese Entnahme ist einfach zu erklären. Die durch ein Kiemennetz hervorgerufenen Verletzungen sind zu gravierend und machen ein zurücksetzen schlicht unmöglich. Dem Konsortium war dieser Umstand auch bekannt und es wurde vor einigen Jahren ein Versuch mit einer Ringwade durchgeführt. Leider erwies sich diese Art der Laichfischerei aber als zu umständlich und auch zu teuer. Aber an diesen Versuchen sieht man den Willen des Konsortiums und natürlich auch unseres Vereines, das notwendige Laichfischen so schonend wie möglich durchzuführen. Denn eines ist schon klar. Ohne künstliche Laichgewinnung wäre der sehr gute Maränenbestand nicht aufrecht zu erhalten. Die Irrseemaräne unterliegt ja einem sehr starken Befischungsdruck. Fanglistenauswertungen mit derzeit im Schnitt pro Jahr 3000 kg entnommenen Maränen, Tendenz steigend, bestätigen diesen Umstand. Doch es gibt es am Irrsee auch ein natürliches Ablaichen. Dieses Eigenaufkommen wird durch die alljährlich durchgeführte Altersstrukturanalyse belegt und dokumentiert. Die natürliche Ablaichung funktioniert am Irrsee aber nur teilweise, da die Eier von im Freiwasser ablaichenden Maränen in das verschlammte Bodensediment absinken und absterben. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Irrseemaränen bevorzugt über den Schotterhalden der einmündenden Bäche ablaichen. Genau wissen wir es nicht, aber die sehr guten Fänge in diesen Bereichen könnten ein Indiz für diese These sein. Bei der natürlichen Ablaichung ist das Aufkommen naturgemäß sehr gering. 90 Prozent der Nachkommen eines Rogners sterben schon in der ersten kritischen Lebensphase. Wogegen bei der künstlichen Erbrütung Bruterfolge bis zu 95 Prozent möglich sind. Die Gewinnung von autochthonem Fortpflanzungsmaterial ist für den Maränenbestand am Irrsee daher von immenser Bedeutung. Denn nur so kann ein eigenständiger heimischer Maränenbestand aufgebaut und erhalten werden. 2011 wurde erstmalig und versuchsweise das Laichfischen mit der Angel durchgeführt. Laichfischen auf Maränen mit der Angel war ja bis zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt und ist in Österreich einmalig. Jetzt nach 3 Jahren können wir mit Fug und Recht behaupten, dass diese Art der Laichfischerei eine Erfolgsgeschichte ist. Schon damals erkannte man die Vorteile und Möglichkeiten die man mit lebend gefangenen und unverletzten Maränen hat. Der größte Vorteil dabei ist. Mit der Angel wird äußerst selektiv gefischt und es werden nur die Fische entnommen die man zur Laichgewinnung braucht. Es wird damit die Stellnetzfischerei abgelöst. Wenn man bedenkt, dass im Schnitt von 10 gefangenen Maränen nur 2 Rogner dabei sind, kann man sich unschwer vorstellen wieviel Milchner bei der Stellnetzfischerei ungenutzt entnommen werden. Um den Überblick nicht zu verlieren wurde vom ersten Tag an ein genaues Fangbuch geführt. Diese Aufzeichnungen ermöglichten eine exakte Feststellung der Fangmenge. Auch das Geschlechterverhältnis wurde dokumentiert. Durch diese Fangprotokolle sind wir in der Lage kommende Befischungen auf die besten Tage einzugrenzen. Zur Feststellung des Reifegrades wurde am 2. Dezember eine Probebefischung durchgeführt. Bei einer Wassertemperatur von 6° C wurden die ersten Maränen mit dem Reifegrad 4, also milchend und rinnend, gefangen.

Das Laichfischen war damit eröffnet und wurde vorerst an drei Stellen im See durchgeführt. Gefischt wurde beim Steininger, Ramsauer und Zeller Bach. Wobei sich im Verlauf der ersten Woche die Schotterkegel beim Ramsauer und Zellerbach als die ergiebigsten Plätze herausstellten. Mit Schwimmer und Hegene, etwas später auch mit der Zupfrute, wurde in Tiefen von 2 bis 10 Meter auf laichreife Maränen gefischt.

Noch am Wasser wird der Reifegrad überprüft.

Zur Sortierung und Hälterung der zum Abstreifen vorgesehenen Exemplare wurden in der Konsortialhütte 4 Fässer in den See versenkt. Diese Sortierung der Laichfische erleichterte das abschließende Abstreifen ungemein, da man jederzeit wusste, wo, welche und wie viel Fische man zur Verfügung hatte.

Zusätzlich wurden die Maränen in der dunklen Hütte beruhigt und so optimal für den Abstreifvorgang vorbereitet. So konnte man auch das zurücksetzen der Milchner sehr gut steuern, um für den Befruchtungsvorgang jederzeit genügend Milchner zur Verfügung zu haben.

In Zahlen ausgedrückt heißt dass, das an Spitzentagen bei 100 gefangenen Milchnern 80 Stück sofort wieder zurückgesetzt wurden. In Summe wurden 960 Stück Milchner wieder in den See zurückgesetzt. Ein kleiner Teil ging nach dem Abstreifen zur Auffrischung des Bestandes in die Mutterfischhaltung. Rogner konnten 188 Stück gefangen werden.

Das Abstreifen erfolgte jeden Abend bei der Konsortiumshütte und wurde von Winter Sepp jun. durchgeführt. Die vorsortierten Maränen wurden, selbstverständlich auch weiterhin getrennt, in großen Behältern mit ausreichend Frischwasser, für das Abstreifen vorbereitet. Ein Tuch über den Kopf stellte den Fisch ruhig und man kann ohne Probleme den eigentlichen Abstreifvorgang durchführen. Der Fisch wird ab der Brustflosse ohne großen Druck festgehalten. Den Schwanzstiel leicht zurückgebogen ist der Rogner jetzt bereit für die Eiabgabe. Entlang der Bauchhöhle werden die Eier mit leichtem Druck aus der Geschlechtsöffnung gestreift. Eine flache Schüssel, selbstverständlich trocken und sauber, ist schon vorbereitet. In dieser Schüssel werden die Eier aufgefangen. Mit einer Feder oder durch schwenkende Bewegung der Schüssel werden die Eier mit der Milch der männlichen Fische vermischt. Für 5 Rogner werden 1 bis 2 Milchner benötigt. Um die genetische Vielfalt zu sichern, kann man auch mehr Milchner verwenden. Es kann auch passieren, dass sich ein Milchner sperrt und keine Milch abgibt. Da kann es nicht schaden wenn man etliche Milchner in Reserve hat. Nach dem Streifen wurden die Maränen sofort wieder in den Irrsee zurückgesetzt.

Das orange Gold des Irrsees.
In Summe wurden an den 16 Tagen 1182 Maränen gefangen und 10 Liter hochqualitativer Laich gewonnen. Dieses Ergebnis war auch für die Teilnehmer des Laichfischens erstaunlich und spiegelte den hervorragenden Maränenbestand am Irrsee wider. Wenn man bedenkt, dass ja nur ein kleiner Teil der laichenden Maränen gefangen wurde, kann man sich vorstellen welch unglaubliche Fischmengen dem Laichgeschäft nachgingen.

Dann kommt der tägliche Höhepunkt jedes Laichfischens. Unter ständiger Zugabe kleinerer Wassermengen werden die Eier befruchtet. Diese Prozedur wird so oft wiederholt bis das anfänglich trübe Wasser glasklar wird. Durch die Befruchtung nehmen die Eier Wasser auf und beginnen aufzuquellen.

Nach der Befruchtung kommen die Eier in eine kleine Brutanlage die für die Zeit des Laichfischens in der Hütte installiert wurde. Hier konnte man sehr gut das weitere Aufquellen der Eier beobachten.

Und um ein Verkleben der aufquellenden Eier zu verhindern wird anfangs mit einer Schwanenfeder in gewissen Zeitabständen umgerührt. Diese Brutanlage war aber nur eine Zwischenstation und ersparte die tägliche Fahrt nach Kreuzstein. Die Laichmenge konnte, durch den großen Einsatz und zeitlichen Aufwand, mehr als verdoppelt werden. Rund 10 Liter Laich wurde an die Brutanlage Kreuzstein geliefert.

In Kreuzstein wird der befruchtete Fischlaich unter kontrollierten Bedingungen bis hin zur Schlupfphase betreut. Kontrolliert heißt, durch Steuerung der Wassertemperatur (Kalterbrütung) die günstigste Zeit für die Schlupfphase festzulegen. Erbrütet wird in Zugergläser (Flaschenähnliche zylindrische Glasbehälter), wobei von unten sauerstoffreiches Wasser zugeführt wird. Dadurch werden die Eier etwas angehoben, leicht verwirbelt und gleichmäßig mit Sauerstoff versorgt. Da die Eier schwerer sind als Wasser sinken diese im Wasserstrom ab. Obenauf schwimmende abgestorbene Eier werden regelmäßig entfernt. Das Wasser kann oben ablaufen und rinnt am Flaschenkörper entlang in eine Auffangwanne. Frisch geschlüpfte Larven gelangen mit dem ablaufenden Wasser in eine Auffangwanne und werden je nach Bedarf mit Zooplankton vorgestreckt. Hört sich alles ganz einfach an, erfordert aber viel Wissen und noch mehr Erfahrung. In der Brutanstalt Kreuzstein werden auch die Eier aus der Mutterfischhaltung erbrütet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte auch hier ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden. Laut derzeitigen Informationen sind wir mit einem Ertrag von ca. 15 Liter Laich aus der Mutterfischhaltung in dieser Sache auf dem richtigen Weg. Mutterfische sind ja jederzeit greifbar und können nach dem Erreichen der Laichreife abgestreift werden. Wenn man bedenkt, dass heuer der Bestand in der Mutterfischhaltung bei derzeit ca. 150 Stück liegt, so können wir mit großer Zuversicht auf kommende gute Erträge hoffen. Zusätzlich reifen jedes Jahr 1000 Stück Maränen heran.

Diese Fische stammen aus der Laichfischerei und werden bis zur richtigen Teichgröße in Rundstrombecken vorgestreckt. Der Besatz mit eigenen, aus dem Irrsee stammenden Fischen, ist so auch für die Zukunft gesichert. Und das ist ja auch das Ziel unserer Bemühungen. Keine Vermischung mehr mit fremdstämmigen Maränenarten und Ausbau des eigenen Bestandes. Ältere Semester erzählen ja immer noch von den vergangenen Zeiten, wo Maränen über 50 cm keine Sensation sondern eher die Regel war. Und genau da wollen wir wieder hin.

Von Angler für Angler. Diese Zusammenarbeit trägt, wie man am Irrsee sieht, durchaus Früchte.

Ein Filmteam von SALZI TV begleitete unsere Fischer für einen Tag bei ihrer Arbeit.

Informieren sie sich im Internet unter www.salzi.tv

über die Empfangsmöglichkeiten dieses regionalen Senders.
Diesen Filmbeitrag können sie auch Online unter www.salzi.tv oder im SAB Filmarchiv betrachten.

Der SAB und das Konsortium Zeller/Irrsee bedanken sich bei dem Team von der Aufzuchtstation Kreuzstein rund um FM Kletzl für die gute Zusammenarbeit und bei allen Helfern für Ihre Mitarbeit mit einem kräftigem Petri Heil

Rudolf Mikstetter

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